Ich bin Fiona Krantz, 19 Jahre alt, und habe am 1. August 2024 meine Ausbildung zur Kauffrau für Büromanagement beim Erftverband begonnen. Im Rahmen meiner Ausbildung durfte ich an diesem Tag einen Kollegen bei seinem Arbeitstag im Zentralen Abfallmanagement begleiten.
Einsatzbericht, Freitag, 11. April 2025
Startzeit: 6:30 Uhr
Seine Aufgabe ist der Transport von flüssigem Klärschlamm von einer Kläranlage zur anderen. Da nicht alle Kläranlagen des Erftverbandes über die nötigen technischen Voraussetzungen verfügen, um den flüssigen Klärschlamm selbst zu entwässern, wird dieser zu einer entsprechend ausgestatteten Anlage transportiert.
Lastkraftwagen und Gewicht
Für den Transport wird ein Lastkraftwagen mit Fassaufbau genutzt, der bereits unbeladen ein Gewicht von rund zwölf Tonnen aufweist. Dieses Gewicht variiert je nach Füllstand des etwa fünfhundert Liter fassenden Dieseltanks. Das zulässige Gesamtgewicht liegt bei vierzig Tonnen, sodass maximal achtundzwanzig Tonnen flüssiger Klärschlamm geladen werden dürfen. Sobald dieses Ladevolumen erreicht ist, schaltet die Pumpe am Fassaufbau automatisch ab. Eine Überschreitung des zulässigen Gesamtgewichts wäre nicht nur gesetzwidrig, sondern auch sicherheitsrelevant.
Fahr und Ruhezeiten
Die Arbeit im Güterverkehr ist streng geregelt, um Übermüdung und damit verbundene Risiken zu vermeiden. Es gelten klare Vorgaben zur maximalen Fahrzeit, zu verpflichtenden Pausen, zur täglichen Lenkzeit, zu anschließenden Ruhezeiten sowie zur zulässigen Höchstgeschwindigkeit außerhalb der Autobahn.
Alle relevanten Daten werden auf einer Fahrerkarte gespeichert. Diese ist etwa so groß wie eine Bankkarte und befindet sich im digitalen Fahrtenschreiber in der Fahrerkabine. Die Fahrerkarte muss alle achtundzwanzig Tage ausgelesen werden, um die Einhaltung der gesetzlichen Vorschriften zu überprüfen. Zusätzlich wird auch der Fahrtenschreiber selbst alle neunzig Tage ausgelesen, da er neben den Fahrerinformationen auch fahrzeugspezifische Daten wie Geschwindigkeiten und Kilometerstände speichert.
Route des Tages
Zunächst erfolgte die Beladung auf der Kläranlage Rödingen, anschließend die Entladung auf dem Gruppenklärwerk Kenten. Diese Strecke wurde an diesem Tag dreimal gefahren. Danach folgte eine weitere Beladung auf der Kläranlage Elsdorf mit anschließender letzter Entladung auf dem Gruppenklärwerk Kenten.
Die Be- und Entladung kann über drei Rohre am Fassaufbau erfolgen, die mit roten Hebeln gekennzeichnet sind. Wichtig ist dabei, dass der flüssige Klärschlamm immer durch die Pumpe geleitet wird, da er andernfalls unkontrolliert austreten würde.
Der Weg des Klärschlamms
Der flüssige Klärschlamm entsteht als Nebenprodukt der Abwasserbehandlung und wird zunächst im sogenannten Nacheindicker zwischengelagert. Dort kann sich bildendes Überstandswasser separat abgepumpt werden. Der Nacheindicker auf der Kläranlage Rödingen hat ein Volumen von dreihundert Kubikmetern.
Nach dem Transport zur annehmenden Kläranlage wird der flüssige Klärschlamm zunächst in einen Vorlagebehälter gepumpt und anschließend zur Entwässerungsmaschine weitergeleitet. Dabei handelt es sich um eine Zentrifuge. Auf dem Gruppenklärwerk Kenten können innerhalb einer Stunde etwa zwanzig Tonnen flüssiger Klärschlamm verarbeitet werden. Nach der Entwässerung bleiben davon nur noch rund sechs Tonnen fester Klärschlamm übrig, da der größte Teil aus Wasser besteht und in den Wasserkreislauf zurückgeführt wird.
Der gepresste Klärschlamm wird anschließend vom Gruppenklärwerk Kenten mit einem Sattelkipper zur Verbrennungsanlage in Goldenberg transportiert, die derzeit von dem Unternehmen RWE betrieben wird. Dort wird der Klärschlamm aktuell noch gemeinsam mit Braunkohle verbrannt und so entsorgt sowie energetisch genutzt. Nach dem Ende der Kohleverstromung ist an diesem Standort eine Klärschlammmonoverbrennungsanlage geplant. Diese wird künftig ausschließlich Klärschlamm verbrennen und es ermöglichen, Phosphor aus der Asche zurückzugewinnen.




